Aktuell – 30.10.2013

Wo brauchen die Privatradios Innovation?

Christian Heeb: "Ernüchterung überall"

An Sendern mangelt es heute nun wirklich nicht mehr. Die Lockerung der Gesetzgebung machte es möglich. Den Rest besorgen neue Verbreitungstechnologien. Ziel erreicht? Wohl kaum. Vielfalt schon gar nicht. Zu gross der Anteil von privaten Stationen, die sich leidenschaftslos gleichförmig auf bescheidenem redaktionellen Niveau eingependelt haben. Bei noch immer messbaren Reichweiten, nota bene. Die SRG hat dabei nicht etwa ihrer grossen Kernkompetenz vertraut und sich zügig abgesetzt, sondern kam der unheilvollen Entwicklung sogar entgegen. Radio 2013 ist formatiert, systematisiert, industrialisiert. Den Masstab für die Qualität des redaktionellen Wortes setzt primär die Stoppuhr, nicht der Inhalt. Ernüchterung überall. Fazit der hochkarätig besetzten jüngsten Münchner Medientage: "… der Hörer wird zugejingelt, Moderation sucht Anbiederung, statt Augenhöhe". Und doch lebt es noch, das echte Radio. Bei "staatlichen", wie "freien" Anbietern. Es lohnt sich danach zu suchen. Dass dann beim beispielhaften Zürcher-Veranstalter die Eins im Namen nicht für Quote steht, stimmt nachdenklich. Und der einzige werbefinanzierte Sender, der in Basel nach wie vor ernst genommen wird, verdankt dies seiner Informations-Leistung – nicht der Geschichte. Denn all denen, die sich heute verklärt an alte Zeiten erinnern, sei ins Buch geschrieben: so toll waren wir "Pioniere" damals dann doch wieder nicht. Auch Radio Basilisk hat Carpendale gespielt und Schlüsselanhänger verlost. Selbst das entschuldigen die Hörer, wenn man ihnen mit Respekt begegnet. Dieser Ansatz wäre einfach und … inzwischen wieder äusserst innovativ.

Christian Heeb ist Gründer von Radio Basilisk

Wo brauchen die Privatradios Innovation? Acht Antworten zum Jubiläum der Privatradios im aktuellen Heft Edito+Klartext von Christian Heeb sowie von Karin Müller (Radio 24), Matthias Hagemann (Basilisk), Jürg Bachmann (Verband Privatradios),  Denise Boll (canal 3), Markus Ruoss (Sunshine), Martin Muerner (BeO) sowie Nancy Wayland (Bakom).

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Die privaten Radiopioniere ohne SRG-Mutter

"Die Radiopioniere, die aus der SRG kamen" titelt im aktuellen Heft (No 5/13) von Edito +Klartext eine Geschichte von Roger Thiriet zum Jubiläum der Privatradios. "Am 1. November 1983 gingen die ersten sieben privaten kommerziellen Lokalradios auf Sendung; über 30 weitere folgten in den darauffolgenden Monaten. An all ihren Wiegen stand auf die eine oder andere Art die Übermutter SRG", so Thiriet.

Aber längst nicht alle dieser Radiobesessenen, welche eine Rolle beim Start der Privatradios spielten, kamen aus der SRG. Erinnert sei an Peter Käppeli ("Radio Atlantis"), Heinz Richner ("Radio Jamaica"), Gary Knecht ("Radio Jasmin") oder Heinz Lindenmann ("Radio City"), die ab Mitte der 1970er Jahre den technischen Boden für die Programme der Piraten vorbereitet hatten. Oder an Christoph Isler (ebenfalls Radio Jasmin). Gary Knecht zum Beispiel arbeitet heute immer noch beim Radio, bei Radio Argovia. Er war bereits als Jugendlicher fasziniert vom Radio, vor allem von der Musik und den moderierenden DJs in den USA. Nach den zwei Jahren bei "Radio Jasmin" arbeitete er 12 Jahre bei "Radio Leonia", einem Sender, der aus Italien für die Deutschschweizer im Tessin sendete. Und 1990 dann der Wechsel zu Argovia. Rolf Gautschi war Initiant von "Radio City International" und galt als einer der ersten kommerziellen Radiopiraten in Zürich. Erwin Meister und Edwin Bollier gründeten als Schweizer das Radio-Piratenschiff "Radio Nordsee International", welches illegal vor der holländischen und der englischen Küste positioniert war und ab 1970 sendete. Das Hauptquartier war in Zürich.

Robert Bösiger, erster Geschäfts- und Programmleiter von Radio Raurach, später vor allem Printjournalist, heute Teilhaber von Bachmann Medien (und Produzent von Edito +Klartext), kam direkt aus dem Universitätsstudium. Ähnlich war es bei Frederik Stucki, ab 1983 Moderator/Redaktor bei "Radio Extra Bern", heute im Vorstand des Verbandes Schweizer Privatradios. Und Markus Ruoss, Gründer und Mehrheitsaktionär von Radio Sunshine, kam als Elektro- und Fernmeldeingenieur aus dem technischen Bereich.

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