Aktuell – 20.11.2013

Der neue MAZ-Chef im Interview

 

Diego Yanez, Chefredaktor beim Fernsehen SRF, wird auf März 2014 Direktor der Journalistenschule MAZ. "Ausbildung ist eine Voraussetzung, die Strukturkrise der Branche zu bestehen", sagt er im Interview.

edito.ch: Warum gibt der Chefredaktor des SRF einen der interessantesten Job im Schweizer Journalismus auf?

Diego Yanez: Ich stellte mir schon die Frage, ob ich den aktuellen Job bis zur Pensionierung machen möchte. Die Frage war: was denn sonst. Nicht in Frage kam für mich ein Job als Pressesprecher oder etwas Ähnliches. Und dann kam dieses MAZ-Inserat. Das war eine tolle Chance. Dazu kommt, dass das MAZ für unsere Branche eine grosse Bedeutung hat. Und hier kann ich meine berufliche Erfahrung einbringen.

Sie haben bei der Bewerbung sicher eigene Vorstellungen zum MAZ einbringen müssen. Welche?

Für solche Aussagen ist es zu früh. Das MAZ ist sehr gut aufgestellt, ich werde dort aufbauen, was vorhanden ist. Aber es gibt sicher neue Problemfelder.

Welche?

Der Spardruck in den Medienhäusern und das Berufsbild des Journalisten verändern sich. Diesem letzten Punkt muss auch die Ausbildung Rechnung tragen.

Mit dem Spardruck kommt auch die Aus- und Weiterbildung unter Druck. Da ist es mutig, sich genau dort neu zu engagieren.

Es ist ein Problem für die Ausbildung und fürs MAZ, weil sich dieses zu 80 Prozent von Studiengeldern finanziert. Aber die Aus- und Weiterbildung ist nicht einfach ein Kostenfaktor, sondern Teil der Problemlösung der Branche. Es wäre unklug bei der Ausbildung zu sparen, wenn man weiss, dass sich die Berufsbilder ändern, die Anforderungen steigen, sich die notwendigen Handfertigkeiten ändern.

Der zukünftige Direktor muss also in der Branche ein Lobbyist für Aus- und Weiterbildung sein.

Absolut, weil das ein Problem in der Branche ist. Eine Folge der Strukturprobleme der Branche sollte sein, in die Aus- und Weiterbildung zu investieren. Es wird jenen Medienhäusern gelingen, die Strukturkrise zu bestehen, welche die richtig ausgebildeten Mitarbeitenden haben – als eine neben anderen Massnahmen. Ich bin so gesehen gerne ein Botschafter für die Aus- und Weiterbildung.

Die üblichen Stichworte zu den sich verändernden Berufsbildern sind Multimedia, Konvergenz, Publikumsmanagement, usw. Die traditionellen journalistischen Anforderungen gehen zunehmend vergessen.

Die multimedialen Anforderungen gehören dazu, aber es geht immer noch um Inhalt. Dieser muss im Vordergrund stehen. Er muss in verschiedenen Formen und Tempi für verschiedene Vektoren produziert und platziert werden können. Am Anfang des Prozesses steht immer noch Journalismus im eigentlichen Sinn. Aber auch traditionelle Handfertigkeiten wie Recherche verändern sich: es gibt neue Möglichkeiten der Recherche, aber auch neue Probleme, zum Beispiel bei der Verifizierung von Infos.

Wie wichtig ist in der Ausbildung die Frage der journalistischen Haltung, des Berufsverständnis?

Für mich ist die journalistische Haltung ein zentraler Punkt, ich habe das auch bei meiner Bewerbung betont. "Haltung" im Sinne von "wie betreibe ich Journalismus", nicht als Meinung.

Es gibt zwei Hürden beim Zugang zu Aus- und Weiterbildung: die hohen Kosten der Kurse und der Stress Am Arbeitsplatz, der mir kaum Zeitfenster für die Weiterbildung ermöglicht.

Die Kosten der Kurse werden im heutigen Finanzierungsmodell kaum zu verändern sein. Das MAZ lebt von den Kursgebühren und ist nicht gewinnorientiert. Zum Zweiten: es braucht auch bei den Arbeitgebern Überzeugungsarbeit, um den Wert der Ausbildung zu stärken. Es ist ja ein Gewinn für ein Unternehmen, wenn der Mitarbeitende nach einem Kurs gescheiter geworden ist.

Die Aus- und Weiterbildung könnte ja auch stärker vom Staat subventioniert werden. Da wären wir bei indirekter Medienförderung, bei der Medienpolitik.

Man wird tatsächlich debattieren müssen, wieweit die Ausbildung der Journalisten einen gesellschaftlichen Wert darstellt und mit öffentlichen Geldern unterstützt wird. Da stehen wir am Anfang.

Sie kommen aus einem Hause, dem SRF, in welchem selber ausgebildet wird.

Es stimmt, dass wir eine eigene Grundausbildung für Radio und Fernsehen anbieten, der Ausbildungsbereich ist bei uns wichtig. Wir sind aber auch in der Trägerschaft des MAZ und in der Weiterbildung besuchen viele Kolleginnen und Kollegen immer wieder MAZ-Kurse.

Und wo hat Diego Yanez seine Ausbildung gemacht.

On the job in einem Stage beim damaligen "Vaterland". Und ich habe auch einzelne Kurse am MAZ besucht. Das war vor 30 Jahren, in den Anfangszeiten des MAZ. Wäre ich später eingestiegen, hätte ich sicher alles dran gesetzt, um die Grundausbildung am MAZ besuchen zu können.

(Fragen Philipp Cueni)

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