Aktuell – 22.08.2022

«Diversity Board» für Vielfalt, «Soundingboard» gegen Rassismus

Die SRG SSR will sich für mehr Diversität einsetzen. Wie dabei eine angemessene Vertretung von Menschen mit Migrationsgeschichte erreicht werden soll, ist allerdings noch schwer festzustellen. Dafür läuft bei SRF eine «Grass-Root-Sensibilisierung».

Von Bettina Büsser

Die SRG bildet die Diversität der Schweizer Bevölkerung in ihren Programmen nicht ab. Die nicht-kommerziellen Radios machen durch ihren Ein­bezug von Minderheiten diese Diversität deutlich besser sicht- und hörbar». So lautet ein Fazit des Kongresses des Schweizer Syndikats Medienschaffender (SSM).

Die aktuelle Konzession der SRG sieht in Artikel 14 vor, dass diese in ihren Angeboten Menschen mit Migrationshintergrund berücksichtigt, integrative Inhalte vermittelt und damit «das Verständnis beim übrigen Publikum für die Lebenswirklichkeit dieser Menschen» fördert. Und in der «Unternehmens- und Angebotsstrategie (2021/2022)» setzt ­sich die SRG nicht nur zum Ziel, dass «alle Menschen in der Schweiz, unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Religion, sexueller Orientierung, Beeinträchtigungen oder Lebensmodellen» sich von ihrem Angebot angesprochen ­fühlen. Sie will auch eine «attraktive Arbeitgeberin für ­Menschen unterschiedlicher Lebensrealitäten, unabhängig von Merkmalen wie Geschlecht, Alter, Herkunft, Religion, ­sexueller ­Orientierung, Beeinträchtigungen oder Lebens­modellen» sein. Ausserdem will sie für «optimale Diversität in der Zusammensetzung von Teams» sorgen.

Genaueres später. Für diese «Unternehmens- und Angebotsstrategie» hat laut Siraya Schäfer, Sprecherin der Generaldirektion SRG SSR, das 2019 geschaffene «Diversity Board» der SRG konkrete Vorschläge erarbeitet, die nun Teil der Strategie sind. Wie es mit der Vielfalt zur Zeit tatsächlich aussieht, wird sich aber erst weisen: Anfang 2022 hat die SRG bei ihren Mitarbeitenden eine schweizweite Umfrage zu Diversität und Inklusion durchgeführt. Man sei, so Schäfer, in der Analysephase und könne deshalb noch keine Resultate extern ­kommunizieren. Auf die Frage von EDITO, ob auch nach der Thematik Mitarbeitende mit Migrationsgeschichte gefragt worden sei, verweist Schäfer ebenfalls auf später, «bei der Kommunikation der Resultate». Dasselbe bei der Frage, ob es weitere Bestrebungen des «Diversity Board» im Bereich ­Mitarbeitende mit Migrationsgeschichte gebe. Es gebe solche Bestrebungen, antwortet Schäfer: «Die Details werden zu ­diesem Zeitpunkt jedoch nicht extern kommuniziert.»

Die Förderung der Diversität ist laut SRF-Mediensprecher Andrea Di Meo «ein wichtiger Grundpfeiler der HR-Strategie von SRF und der SRG». SRF habe in den vergangenen Jahren «eine Vielzahl neuer Massnahmen» erarbeitet. Als konkretes Beispiel nennt er das im November 2021 gegründete «Diversitäts-Netzwerk SRF», dem Vertreterinnen und Vertreter aus allen Abteilungen angehören: «Es dient einerseits als Schnittstelle zum nationalen ‹Diversity Board›, andererseits ist es ein eigenständiges, operatives Gremium.»

Ganz konkret aktiv ist bei SRF die Arbeitsgruppe «Soun­dingboard Migration und Rassismus», die auf Initiative von Mitarbeitenden mit Migrationsgeschichte entstanden ist. Sie organisiert Informationsveranstaltungen, verbreitet Inhalte zum Thema und berät andere Mitarbeitende. Als «Grass-Root-Sensibilisierung» bezeichnet ein SRF-Mitarbeiter diese ­Arbeit. «Die Arbeitsgruppe setzt sich dafür ein, Menschen mit Migrationsgeschichte noch besser in das Programmangebot zu integrieren und Mitarbeitende dafür zu sensibilisieren, wie allfällige vom Publikum als diskriminierend wahrgenommene Berichterstattung vermieden werden kann», ­formuliert es Andrea Di Meo. Da die Gruppe «den Fokus ­vorerst auf die interne Sensibilisierung richten möchte», so Di Meo weiter, stehe sie im Moment für ein Gespräch mit EDITO nicht zur Verfügung.

Bettina Büsser

Redaktorin EDITO

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