Jana Avanzini mit ihrem Geschenk (einer Bodum-Kanne) und Georg Humbel, Redaktor bei SRF Rundschau, mit dem "Goldenen Bremsklotz". Foto: Jacqueline Lipp

Aktuell – 04.06.2019

Ein Fall mit Signalwirkung

Der diesjährige Preis für Informationsverhinderung, der «Goldene Bremsklotz», geht an den Industriellen Jørgen Bodum.

Die Mitglieder des Recherchenetzwerks investigativ.ch haben entschieden: Der Goldene Bremsklotz, ein «Preis» für Informationsverhinderung, geht dieses Jahr an den Industriellen Jørgen Bodum. Er hat die Journalistin Jana Avanzini wegen Hausfriedensbruch verzeigt. Avanzini schrieb 2016 für «zentralplus» eine Reportage über die besetzte Bodum-Villa in Luzern. Avanzini wollte sich mit eigenen Augen ein Bild über den Zustand des Hauses machen. Sie machte damit genau das, was Journalisten tun sollen: die Öffentlichkeit mit relevanten Informationen aus erster Hand versorgen. Für den millionenschweren Industriellen hat die Journalistin damit aber Hausfriedensbruch begangen.

Jørgen Bodum liess sich für die Preisübergabe entschuldigen und teilte über seinen Anwalt mit, er wünsche «keine weitere Kommunikation» zu diesem Thema. Bodum und seine Anwälte halten an ihrer Anzeige fest. Der Fall kommt diesen Sommer vor das Bezirksgericht in Luzern und hat grosse Signalwirkung. Es geht um die Grundsatzfrage, ob Journalistinnen und Journalisten in Zukunft bei Hausbesetzungen am Gartenzaun stehen bleiben müssen und sich kein eigenes Bild mehr machen könnten.

Losgelöst vom Thema Hausbesetzungen geht es um einen grundsätzlichen Missstand. Aus Sicht von investigativ.ch braucht es eine Lösung, die Journalistinnen und Journalisten mehr Rechtssicherheit gibt, wenn sie im Interesse der Öffentlichkeit recherchieren. Deshalb fordert investigativ.ch, dass das Strafgesetz mit dem Rechtfertigungsgrund «Wahrung berechtigter Interessen» ergänzt wird.

Neben Jørgen Bodum waren auch das VBS und der Thurgauer Regierungsrat nominiert. Die Mitglieder von investigativ.ch haben den Gewinner mittels einer Online-Abstimmung ermittelt. Der Fall Bodum hat hauchdünn mit nur zwei Stimmen Vorsprung das Rennen gemacht.

Für die bisherigen Gerichtskosten von Jana Avanzini kamen private Spender und zentralplus auf. Um die Kosten für die nächste Instanz zu decken, gibt es ein Crowdfunding unter:

www.funders.ch/projekte/medienfreiheit

1 Kommentar

Ihr Kommentar

Bitte füllen Sie alle Felder aus.
Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

* = erforderlich

Sicherheitscode *