Röstigraben – 25.10.2022

Florent Hiard: Wir alle machen Klimajournalismus

Florent Hiard ist Journalist bei der Tageszeitung La Côte. Er ist Mitgründer des Netzwerks Klimajournalismus Schweiz.

Lange wurde das Klima auf seine wissenschaftliche Dimension beschränkt. Das Thema fand höchstens Platz in der Rubrik «Verschiedenes», wenn es zu Naturkatastrophen kam oder die Politik darüber diskutierte; mehr als eine Nachricht unter vielen war es nicht.

Je häufiger die Auswirkungen des Klimas aber in unseren Breitengraden sicht- und spürbar sind und die Gesundheit, die Wirtschaft oder die Landwirtschaft tangieren, desto mehr ändert sich auch der Blick auf Hitzewellen und Dürreperioden. Die klimatischen Einflüsse werden zu Gesellschaftsthemen. Nach und nach nehmen sich die Redaktionen des Themas an, jede auf ihre eigene Art. Die Notwendigkeit, unsere Gesellschaften tiefgreifend zu verändern, ist der stete Antrieb, das Klima aus der Wissenschaftsrubrik herauszuholen, auf die es bislang reduziert wurde.

Das ist umso wichtiger, da es sich um eine Materie handelt, für die der wissenschaftliche Blickwinkel nicht zwingend der geeignetste ist. Die parlamentarische Auseinandersetzung rund um das CO2Gesetz oder die Funktionsweise einer nachhaltigen Finanzwirtschaft sind Beispiele dafür. Ohne es vielleicht bemerkt zu haben, sind wir alle zu Klimajournalistinnen und -journalisten geworden. Das Netzwerk Klimajournalismus Schweiz ist in diesem Kontext entstanden. Es wurde basierend auf ähnlichen Netzwerken im Ausland gegründet. Sein Ziel: Einen Austausch anzuregen über unser Handeln und wie wir dieses weiterentwickeln können. Denn das Klima muss in den Medien neu, anders abgedeckt werden.

Ein erster Schritt wurde diesen Sommer in zahlreichen Zeitungen gemacht, darunter in La Côte: Hitzewellen und ihre Gefahr wurden anders illustriert, und zwar nicht mehr mit Kindern, die im Wasser spielen oder eine Glace essen. Das ist jedoch erst der Anfang. Wie können wir angesichts (zu) viel versprechender Lösungen nicht dem Greenwashing verfallen? Wie kann ein Dialog mit Personen geführt werden, die gegenüber dem Klimawandel unterschiedliche Meinungen vertreten? Wie können innerhalb eines Mediums Synergien geschaffen und alle Ressorts einbezogen werden, um diese Thematik in ihrer Komplexität zu erfassen? Das sind Fragen, die auch innerhalb des Netzwerks diskutiert werden. Eine ernsthafte Auseinandersetzung damit sollte aber jede Redaktion anstreben.

Sabrina Weiss: Ein Thema, das alle Lebensbereiche betrifft

Ihr Kommentar

Bitte füllen Sie alle Felder aus.
Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

* = erforderlich

Sicherheitscode *