Lokaljournalismus
hs./ Seit zwanzig Jahren vergibt die „Berner Zeitung“ alljährlich einen Preis für Lokaljournalismus, immer im Rahmen einer Feier, immer mit einer Ansprache des Verlegers Charles von Graffenried und einer Festansprache eines renommierten Gasts wie Uni-Dekan Carl Christian von Weizsäcker (1986) oder WEF-Präsident Klaus Schwab (2004). Alle diese Ansprachen – samt kurzen Würdigungen der vielen PreisträgerInnen – sind nun in einem Buch erschienen. Der Band ermöglicht so ganz nebenbei einen Einblick in die Schweizer Mediengeschichte, beispielsweise, wenn Daniel Rothenbühler (Preisträger 1995) bei der Übergabe die Preisvergeber kritisiert. Diese würden „mit unfairen, ja unsauberen Methoden“ auf dem Platz Bern dem Lokaljournalismus den Boden unter den Füssen wegziehen, weil man die direkte Konkurrenz ausschalten wolle.
Dabei hatte Charles von Graffenried selbst noch 1986 erklärt: „Wie langweilig und traurig ist doch eine Monopolstellung – vergleichbar etwa mit der Durchführung eines Autorennens, wenn nur ein Rennwagen am Rennen teilnimmt.“ Überhaupt äusserte von Graffenried in seinen Festansprachen so manchen Satz, den heute nicht mehr jeder Schweizer Verleger unterschreiben würde. Zum Beispiel 1987: „Die Zeitung ist keine Ware, sondern ein öffentliches Gut.“ Ob die Espace Media allerdings so handelt, wie ihr Patron spricht, sei dahingestellt.
„Pfeffer und Salz gehören in die Tageszeitung wie zu einer guten Mahlzeit. 20 Jahre BZ-Preis für Lokaljournalismus 1986-2005“. Benteli, Bern 2005.
- Tags: Ausgabe 1 | 2006, Service
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