6. Oktober 2010 von Claudia Salzmann

NZZ macht einen auf Gadget-Laden

Quelle: www.nzz.ch

Heute morgen springt der Leserschaft auf der ersten Seite der gedruckten NZZ ein Artikel in eigener Sache entgegen. Weiter hinten im ersten Bund prangt ein ganzseitiges Inserat, das die neuen E-Paper-Abonnemente der Tages- und Sonntagsausgabe anpreist: plus Ipad, plus Tastatur, plus Docking-Station, plus Schutzhülle gibts das Paket ab Fr. 900.00. Interessanter Preis für so viel moderne Technik. Und die Zeitungsinhalte für NZZ und NZZaS gibts ein halbes Jahr lang gratis dazu. Ist dies der erste Streich von Peter Hogenkamp, dem neuen Leiter digitale Medien der NZZ?

23. April 2010 von Nick Lüthi

Editorial: Die Technik solls richten

Bild: Manu Friederich

600 Gramm neue Technik, und eine ganze Branche schöpft wieder Mut; so gross ist die Verzweiflung bereits. Kaum hatte die Firma Apple angekündigt, eine elektronische Schiefertafel auf den Markt zu bringen, ging ein hörbares Aufatmen durch die gelichteten Reihen der Zeitungs- und Magazinverlage. Mit dem iPad wollen sie endlich den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen und dem Fluch der Gratiskultur entkommen. Im Internet liessen sich ja keine Zeitungsartikel verkaufen. Aber als akkurat drapierte App­likationen dargereicht, soll es nun möglich sein, die LeserInnen dazu zu bringen, das Portemonnaie zu öffnen. Deshalb arbeiten etliche Medienhäuser mit Hochdruck daran, ihre Inhalte den Erfordernissen des Wundergeräts anzupassen. Ab Mai wird das iPad auch in der Schweiz erhältlich sein.Noch wissen wir nicht, was es mit der emsigen Betriebsamkeit auf sich hat. Sind es vitalisierende Bewegungen oder nur ein paar weitere Zuckungen vor dem Ableben? Kann ein neuer Gerätetyp, der Tablet-Computer, dem siechen Pressemarkt neues Leben einhauchen? Wohl kaum. Und erst recht nicht, wenn es so weitergeht wie bei den ersten Gehversuchen von Zeitungsverlagen, mit denen sie ihre Inhalte auf die elektronische Leseplatte bringen. So listet das Fachblog netzwertig.com ein regelrechtes Sündenregister auf. Es beginnt bei überrissenen Preisen und endet bei der verqueren Vorstellung, einfach die bisherigen Online-Inhalte in etwas aufgefrischter Form auf dem iPad anzubieten.
Die Verlage verhalten sich so, als wären sie die einzigen, die auf dem neuen Gerät ihre Applikationen zum Verkauf anbieten. Doch die Konkurrenz ist gross. Wenn Verlage punkten wollen, dann müssen sie den Journalismus als multimediales Erlebnis neu erfinden, um gegen die vielfältigen Möglichkeiten zum Zeitvertreib, die ein iPad nun mal bietet, bestehen zu können. Das ist an und für sich keine neue Aufgabe. Vor einer vergleichbaren Herausforderung standen die Papiermedien schon einmal, als sich das Internet als neuer Absatzkanal zu etablieren begann – und sind gescheitert. Weshalb es nun dank 600 Gramm neuer Technik funktionieren sollte, bleibt vorerst schleierhaft.

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