Büssers Medienschau – 16.05.2022

Kurzes am 16. Mai 2022

Die SRG und ihr Cup-Coup

Der Cup gehört uns! Nein, das ist nicht der Aufschrei einer begeisterten FC-Lugano-Anhängerin am Sonntag nach dem Cup-Final. Es ist ein Jubelschrei, weil die SRG und der Schweizerische Fussballverband SFV letzte Woche einen Vertrag bis 2026 abgeschlossen haben: Die SRG-Sender übertragen den Schweizer Fussball-Cup weiterhin live ab der ersten Hauptrunde. Und wir dürfen zuschauen, ohne extra zu zahlen.

Fussball-Fans wissen, dass das nicht selbstverständlich ist. Bei der Schweizer Meisterschaft dürfen die SRG-Sender gerade mal ein Super League-Spiel pro Runde live übertragen. Denn die TV-Rechte für Super League und Challenge League gehören bis 2025 Blue (Swisscom). Wer die Spiele schauen will, bezahlt dafür. Auch Champions- und Europa-League-Spiele kann die SRG seit letztem Jahr nicht mehr live zeigen; die Rechte dafür hat ebenfalls Blue, die – beschränkten – Free-TV-Rechte liegen in der Deutschschweiz bei CH Media für TV24 und 3+.

Trüb sieht es für die SRG auch beim Schweizer Eishockey aus: Die National League hat die TV-Rechte an MySports (Sunrise UPC) vergeben. Bisher hatte die SRG immerhin die Free-TV-Rechte inne, neu liegen diese aber bei TV24 in der Deutsch- und Léman Bleu in der Westschweiz sowie Teleticino im Tessin. Will heissen: Die SRG wird bis 2027 keine Live-Spiele der Schweizer Eishockey-Meisterschaft zeigen können.

Umso mehr freuen wir uns über den SRG-Coup mit dem Fussball-Cup.

Die Republik und ihre Journi-Zählung

No future. Diesen Punk-Slogan aus den 80ern teilen offenbar zunehmend auch Journalist*innen. «Der Schweizer Journalismus verliert weiter erfahrene, kluge, etablierte Köpfe», lautet jedenfalls das Fazit der Republik.

Sie hatte 2021 erstmals anhand von Informationen unter anderem von Branchendiensten gezählt, wie viele Personen zwischen 2016 und Anfang 2021 dem Journalismus den Rücken gekehrt haben – es waren rund 350. Nun hat sie diese Auszählung für 2021 und die ersten Monate von 2022 fortgesetzt, und das Resultat ist nicht erfreulicher: 2021 stiegen 93 Journalist*innen aus, 2022 waren es bisher 24.

Laut Republik haben seit 2016 Jahr für Jahr mehr Journalist*innen den Beruf verlassen. Nur 2020 ging die Zahl etwas zurück, was die Autoren Philipp Albrecht und Dennis Bühler auf die «wirtschaftliche Unsicherheit» in der Pandemie-Zeit zurückführen.

Natürlich gibt es in allen Berufssparten Aus- und Umsteiger*innen. Und natürlich wechseln Journalist*innen nicht nur aus Frust in andere Arbeitsgebiete, sondern auch wenn zum Beispiel der Kommunikationsjob beim Lieblings-Fussballclub lockt.

Wenn aber zunehmend Journalist*innen den Beruf verlassen und gleichzeitig – wie die Republik letztes Jahr ebenfalls berechnet hat – tendenziell weniger junge Leute in den Journalismus einsteigen, heisst das, dass die Attraktivität des Berufs sinkt: keine Lust mehr auf die Situation in den Medienhäusern (Sparrunden), zunehmende Anforderungen (Multimedia) und sinkendes Berufsprestige (Lügenpresse!).

Der Nationalrat und seine Vorstellungen über Pressefreiheit

Es ging fast problemlos durch: Der Nationalrat folgte am Dienstag im Rahmen der Revision der Zivilprozessordnung dem Ständerat und hat die Bedingungen für «vorsorgliche Massnahmen» gegen Medien vereinfacht. Gegen den Willen von Bundesrat und Links-Grün liegen nun die Hürden zur Blockade missliebiger Medienberichte tiefer. Heute kann ein Gericht eine Veröffentlichung stoppen, wenn sie für gesuchstellende Partei einen «besonders schweren Nachteil» verursachen kann, künftig reicht ein «schwerer Nachteil».

Von «Storys und Schlagzeilen ohne Rücksicht auf menschliche Verluste» war in der Debatte die Rede, von Firmen, die dubiose Geschäfte nicht publik gemacht sehen wollen, hingegen eher weniger. Einige befürwortende Parlamentarier*innen argumentierten für die Änderung, indem sie betonten, dass sich dadurch kaum etwas ändere. Der Schwyzer SVP-Nationalrat Pirmin Schwander sagte, eine Analyse des Bundesamts für Justiz habe gezeigt, dass es auf das Wort «besonders» nicht ankomme: «Die Streichung des Worts ist eher politischer Natur und nicht juristisch. Wir könnten daraus folgern: Wenn ein Wort nicht relevant ist, dann muss es auch nicht gestrichen werden. Aber wir könnten auch folgern: Wenn ein Wort nicht relevant ist, dann macht es auch nichts, wenn es gestrichen wird.»

Ob die Delegation aus Aserbaidschan, die die Debatte von der Tribüne aus verfolgte und von Nationalratspräsidentin Irène Kälin offiziell begrüsst wurde, dieser Argumentation folgen konnte, ist nicht bekannt. Eines hätten die Delegierten auf jeden Fall lernen können: Es braucht kein autoritäres Regime wie das des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijev, um die Pressefreiheit einzuschränken.

Der Hörkombinat :Politik-Podcast und die Mindeststeuer

Was ist die globale Mindeststeuer? Was bedeutet sie für die Schweiz? Ist die Idee wirklich so toll, wie sie klingt? Profitieren die ärmeren Länder oder kassieren die Reichen? Zugegeben, der Stoff ist nicht einfach. Wer den Podcast «Gerechtigkeit von Reichen für Reiche: Die globale Mindeststeuer» hört, kann sich nicht einfach beplätschern lassen, sondern muss sich konzentrieren.

Der Mindeststeuer-Podcast ist die fünfte Ausgabe in der Reihe Hörkombinat :Politik, die das Hörkombinat-Duo  Elvira Isenring und Dominik Dusek seit März alle zwei Wochen produziert. Die Inhalte für die Podcasts kommen von WOZ, Tsüri, das Lamm, Reflekt und Higgs. «Idee und Konzept stammen von uns. Das Ziel war es, eine Audio-Plattform zu kreieren, die einen Überhör über aktuelle, wichtige Recherchen diverser engagierter Medien bietet», so Isenring und Dusek gegenüber EDITO. Themenschwerpunkt dabei: Sozial- und Wirtschaftspolitik.

Beim Mindeststeuer-Podcast bilden die Recherchen der Das Lamm-Redaktorin Maria-Theres Schuler die Grundlage; das Material wird zusammengefasst und im Gespräch mit Schuler vertieft. Nach demselben Prinzip funktionieren auch die bisherigen vier Ausgaben über Schweizer Asylpraxis und Eritrea, Grenzschutz und Geldströme, Wohnraum als Ware und Postwachstum.

Laut Isenring und Dusek wird der Podcast auf Podigee und «allen relevanten Podcastplattformen» veröffentlicht und zudem auf Radio Stadtfilter, Radio Rasa, Radio LoRa und Kanal K ausgestrahlt. Es sei deshalb schwierig, die Hörerschaft zu beziffern: «Man kann realistisch von insgesamt etwa 2’500 HörerInnen pro Folge ausgehen.»

 

 

Bettina Büsser

Redaktorin EDITO

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