Büssers Medienschau – 06.09.2021

Kurzes am 6. September 2021

Es tut sich was im «Wanner-Land»

Spriesst da ein Pflänzchen im Zentrum von Peter Wanners Medienmonopol? Am 30. August haben rund 30 Personen den «Verein für Medienvielfalt in Baden» gegründet und sind nun daran, ein Online-Portal für die Grossregion Baden auf die Beine zu stellen.

Dominik Achermann (Verleger «Grosseltern») hat das Projekt zusammen mit Andriu Deflorin (Kommunikations- und Marketing-Manager) initiiert. «Es hat eine coole Dynamik angenommen», sagt Achermann. Mit dabei sind vor allem, aber nicht nur, Leute aus der Medienbranche, darunter der Badener Journalist Robin Schwarz. Er ist einer der Verantwortlichen für Redaktionskonzept und Community-Management: «Ich glaube nicht, dass man heute ein Medium planen kann, ohne an die Community zu denken», sagt Schwarz. Die neue Plattform soll «politisch relevant, nahe bei den Leuten» über lokale Themen berichten und «die soziale Kohäsion fördern». Kultur soll laut Schwarz ebenfalls im Fokus sein: «Baden hat ein relativ grosses Kulturangebot, das eine gute Berichterstattung verdient.» Am Redaktionskonzept werde in den nächsten Monaten gearbeitet, «aber es ist noch nichts spruchreif».

Natürlich schauen die Mitglieder des Vereins interessiert auf Projekte wie «Bajour», «zentralplus» oder «Tsüri.ch». Jetzt geht es um die Finanzierung; momentan verschicken die Verantwortlichen Stiftungsanfragen. «Wir wollen erst starten, wenn die ersten Jahre finanziert sind», so Achermann.

Junge Männer mit viel Verständnis für Hasskommentare

Rund die Hälfte der Schweizer Jugendlichen stösst mehrmals pro Woche auf Hate Speech im Internet. Rund einem Viertel der befragten 12- bis 19-Jährigen begegnen Hasskommentare ab und zu, bloss einem Viertel selten oder überhaupt nie. Dies zeigt die Studie «JAMESfocus. Hassrede im Internet».

Das Resultat war zu erwarten, unschön ist es trotzdem. Es besteht Handlungsbedarf – bessere Kontrollen und Meldemöglichkeiten, mehr Sensibilisierung und Schulung – aber nicht nur beim Schutz der Jugendlichen vor Hate Speech. Denn zwar findet eine grosse Mehrheit solche Kommentare laut Umfrage «feige»; es sei «Zeitverschwendung» sich damit zu befassen. Doch im Gegensatz zu den jungen Frauen, deren Zustimmung viel tiefer ist, haben 47 Prozent der jungen Männer «für manche Hasskommentare Verständnis». Etwas mehr als ein Drittel von ihnen findet derartige Posts «unterhaltsam» sowie «interessant». Wer so über Hasskommentare denkt, ist wahrscheinlich nicht weit davon entfernt, sie zu liken, weiterzuleiten – oder gar selbst welche zu schreiben.

Kein Asyl in der Schweiz für afghanische Journalistinnen und Journalisten

Hunderte von Medienschaffende sehen keine andere Chance, als Afghanistan zu verlassen. Viele können nicht mehr arbeiten, weil ihre Medien geschlossen wurden, weil ihnen Taliban-Vertreter vorschreiben, was sie zu senden haben – oder weil sie Frauen sind. In Kabul ist in den gut zwei Wochen seit der Machtübernahme der Taliban die Zahl der Frauen, die für die acht grössten Medienunternehmen arbeiten, von mehr als 500 auf unter 80 gesunken. Journalistinnen wie Journalisten werden an ihrer Arbeit gehindert, bedroht, geschlagen. Und müssen fliehen.

Manche von ihnen haben es bereits ausser Landes geschafft. Aber niemand von ihnen konnte sich in der Schweiz in Sicherheit bringen. Diese hat, ausser der Rückführung ihrer Mitarbeitenden und deren Familien, nichts unternommen. Reporter ohne Grenzen Schweiz hat den Bundesrat aufgefordert, afghanische Medienschaffende aufzunehmen – bisher erfolglos.

Immerhin hat die Schweiz eine Erklärung der «United Nations Group of Friends for the Protection of Journalists» mitunterzeichnet, in der diese ihrer Beunruhigung Ausdruck verleiht und Angriffe auf Medienschaffende verurteilt. Sie werde, schreibt die UNO-Gruppe, «die Situation von Journalisten und Pressefreiheit in Afghanistan weiterhin eng beobachten». Kein gutes Vorzeichen für eine rasche Veränderung der Schweizer Aufnahmepolitik: Was passiert, wenn der Bundesrat ein grosses Problem «beobachtet», haben wir jetzt, während der Corona-Pandemie, gelernt.

Bettina Büsser

Redaktorin EDITO

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