Redaktionsschluss – 04.01.2016

Rutishauser misstraut Ringier, Felix E. Müller hält sich an Kurt Imhof

Überraschendes von Arthur Rutishauser und Felix E. Müller zum Jahresstart

Zwei prominente Chefredaktoren äussern sich in ihrer ersten Ausgabe des Jahres zum Journalismus. "Der neue Chefredaktor Arthur Rutishauser über die Ansprüche an ein Medium angesichts der Konkurrenz durch US-Internetriesen und Schweizer Monopolbetriebe" titelt der Tagi unter "Analysen und Debatte". Was der neue Chefredaktor des Tages-Anzeigers über die Aufgaben der Medien schreibt ("Den Mächtigen auf die Finger schauen"), ist nicht originell und eher brav. Erstaunlich ist aber der Stellenwert, den Rutishauser der Gefahr durch "Staat und seine Monopolbetriebe" zumisst. Diese versuchten, im Mediengeschäft weiter Fuss zu fassen und ihren Einfluss zu vergrössern. Natürlich zielt er dabei auf SRG und Swisscom, und warnt davor, wenn der Staat sich ins Mediengeschäft einmische, bleibe das nicht ohne Folgen. Das geht so weit dass der Tagi-Chef offenbar seinen Kollegen vom Blick sogar in Sachen Unabhängigkeit misstraut: "… man darf gespannt sein, wie viel kritische Berichterstattung sich Ringier gegenüber seinen neuen staatsnahen Geschäftspartnern noch erlaubt." Diese Aussage ist durchaus originell.

Anders Felix E. Müller. Der Chefredaktor der NZZ am Sonntag schreibt, Donald Trump habe bei den US-Präsidentschaftswahlen abstruse Positionen, habe kein Programm, sondern lediglich Vorschläge in Schlagzeilen und sei eine reine Protestfigur: "Solche Kandidaten gab es auch schon. Sie sind aber nie so weit gekommen wie Trump – eine Folge des Niedergangs der klassischen Medien in den USA. Diese spielen bei der Urteilsbildung für weite Bevölkerungskreise kaum mehr eine Rolle. An ihre Stelle treten Social Media, das Internet, geschlossene Foren, in denen sich Gleichgesinnte austauschen und wo kritische Reflexion wenig gefragt ist." – Diese Analyse erinnert stark an die oft laut gescholtene Medienkritik von Kurt Imhof.

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