Röstigraben – 22.11.2021

Saskia Baumgartner: Zoom auf den Rheinfall

Saskia Baumgartner ist Redaktorin bei den Schaffhauser Nachrichten.

Bevor ich 2020 ins Homeoffice wechselte, war ich fast wöchentlich am Rheinfall. Ich bin bei den Schaffhauser Nachrichten Ressortleiterin für die Gemeinde Neuhausen am Rheinfall. Viele Termine fanden also in der Nähe des Wasserfalls statt. Teilweise schaute ich schon gar nicht mehr richtig hin. So gewohnt, so gewöhnlich war der Anblick.

Im Homeoffice hat mir der Wasserfall dann gefehlt. Wenn auch nicht so sehr wie anderes. Nicht so sehr wie meine Kollegen. Der kurze Schwatz im Nachbarbüro, gegenseitige Tipps zu möglichen Themen, der Zmittag an der Sonne. Das lässt sich durch WhatsApp-Gruppen nicht ersetzen. Es gab auch keine Abschiedsfeiern mehr für Menschen, die einem über die Jahre ans Herz gewachsen sind. Stattdessen: Zoom-Apéros.

Überhaupt: Zoom. Klar hat das bei der Arbeit geholfen und ja, Videokonferenzen haben Vorteile. Früher gab es für Gespräche nur die Optionen Treffen oder Telefonat. Nun haben wir eine persönlichere Lösung, falls ein physisches Treffen nicht möglich oder nötig ist. Dank Zoom konnte ich während der Pandemie etwa frisch gewählte Politiker ohne Ansteckungsgefahr ein erstes Mal «live» sehen. Interviews per Videostream funktionieren okay.

Natürlich haben die technischen Hilfsmittel aber auch ihre Grenzen. Vieles ist auf elektronischem Weg nicht oder nur eingeschränkt möglich. Reportagen. Porträts. Gerade wenn man eine Person greifen soll, die wortkarg ist, erfährt man durch einen Videochat nicht viel mehr. Ausser etwa, dass sie ein Billy-Regal besitzt.

Veranstaltungen fanden lange keine mehr statt. Aber das vermisste ich eher privat als beruflich, bedeutete es doch mehr Freizeit am Abend. Auch der Arbeitstag war dank Homeoffice meist kürzer. Kein Fahrweg. Kein Ärger über die volle Bahn. Dafür zu Hause dann Ärger über die Internetverbindung. Auch erleichterte das Homeoffice die Betreuung von einjährigen Zwillingen ungemein, weil man zwischendurch helfen, trösten und umarmen konnte. Der wohl wichtigste Vorteil der Kontaktbeschränkung infolge Homeoffice ist bis jetzt denn auch: Meine Familie ist von Corona verschont geblieben. Inzwischen ist die Homeoffice-Pflicht gefallen, ich bin doppelt geimpft. Kürzlich war ich wieder am Rheinfall. Obwohl ich gar keinen Termin hatte. Dieses Mal habe ich lange hingesehen.

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