«Brief an …» – 29.12.2021

Sehr geehrte Damen und Herren

von Studierendenbewegung «Bildung für Alle», Aktionsbündnis Urkantone für eine vernünftige Corona-Politik, Helvetia Trychler, Freie Linke, Lehrernetzwerk Schweiz und Aletheia

Sie haben – das weist auf alle Fälle das entsprechende Plakat aus – im November unter dem Lead von «Bildung für Alle» ­zu einer Kundgebung «vor dem SRF ­Gebäude» im Leutschenbach aufgerufen. «Medien haben zu viel Macht, Stopp ­Manipulation, Stopp Volksspaltung, Stopp Zensur» hiess das Motto.

Es sind zwar keine Massen erschienen, ­es war kalt und nass, aber die Polizei sprach von mehreren Hundert Personen. Sie brachten vieles mit: die Helvetia Trychler ein Transparent mit «Nein zu staatlich finanzierten Medien» sowie ihre Trycheln, die sie in bekannter Art einsetzten, das Publikum seinen Willen zur «Liberté», den es immer wieder mit Rufen zum Ausdruck brachten, dazu kam ­ordentlich viel Wut auf den Bundesrat («Buuh»), vor allem Berset («Buuuuhh»), die Massnahmen («Buuuuuhhh») – und die Medien («Buuuuuhhhh»), insbesondere SRG und SRF («Buuuuuuuuuhhh»).

Fast alle Rednerinnen und Redner ­sprachen über die Kernthemen ihrer Gruppierungen, das Zertifikat etwa, ­das Studierende am Studieren hindere, rechtswidrige Massnahmen, gefälschte Zahlen, unnötige Impfungen und und und. Und fast alle beschuldigten dabei Medien und Medienschaffende: Sie ­würden ihre Arbeit nicht richtig tun, das Publikum täuschen, kritische Stimmen übergehen. Sie würden von gewissen ­«Institutionen und Personen» bezahlt ­(deren ­Namen als bekannt vorausgesetzt ­wurden). Und, quasi als Krönung: Medienschaffende seien «einfach gekaufte Lohnsklaven, übergeordneten Konzernstrukturen angehängt», wie ­Melanie Supino von den Freien Linken ­so nett sagte.

Ihre Zuneigung zu Medien und Medienschaffenden, geehrte obgenannte ­Organisationen, ist offensichtlich nicht sonderlich gross. Und gleichzeitig sind ­­Sie wütend darüber – das klang in den Referaten auch durch – in den Medien (Arena, Club etc., bei Pressekonferenzen, in Leserbriefspalten) zu wenig Beachtung zu finden.

Das ist ein Dilemma. Und zwar nicht ­nur für Sie. Denn: Würden Sie gerne mit jemandem sprechen, der sehr dezidiert fordert, dass Sie ihn zu Wort kommen lassen, der Sie aber gleichzeitig als korrupt, unwissend und verlogen bezeichnet? Und würden Sie gerne über Demonstrationen berichten, an denen Sie damit rechnen müssen, beschimpft, angerempelt, angespuckt oder gar geschlagen zu werden? Denn damit müssen Medienschaffende, die an Demos sogenannter «Skeptiker» ihre Arbeit tun, heute rechnen.

Es grüsst, geehrte obgenannte Organi­­sationen, sehr, sehr ratlos, aber dennoch freundlich

EDITO

 

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