Redaktionsschluss – 11.01.2016

SRG und Verleger: Die Blockade durchbrechen

Neue und konkrete Vorschläge zur Kooperation mit den Verlagshäusern macht SRG-Generaldirektor Roger De Weck. Der Verlegerverband bezeichnet dies als Provokation.

SRG-Generaldirektor Roger De Weck geht in die Offensive und schlägt mit 11 konkreten Projekten den Verlegern vor, wie zum Nutzen des ganzen Medienplatzes Schweiz stärker kooperiert werden soll. Er reagiert damit auf Vorwürfe der Verleger und der Politik, die SRG würde ihre Stärke zum Schaden der anderen Medien ausbauen. Er antwortet auf die Eidgenössische Medienkommission EMEK, welche Kooperationen von der SRG explizit einfordert. Und vor allem versucht er damit, die Blockade in einem für alle unnützen und in letzter Zeit zunehmend gehässig geführten Streit zu durchbrechen.

Natürlich soll über diese Vorschläge der SRG debattiert, verhandelt und gestritten werden. Und was macht der Verlegerverband? Das, was er immer tut: Er kritisiert den Absender, hier die SRG, weil ihm die Art nicht passt, wie die SRG ihre Vorschläge eingebracht hatte. Das erinnert beispielsweise an die jahrelangen Reaktionen des Verlegerverbandes auf die Journalistenverbände, welche über einen GAV wenigstens diskutieren wollten. Zur inhaltlichen Debatte kam es so nie. So auch jetzt wieder: Der Verlegerverband greift die SRG dauernd an, macht aber keine Vorschläge, wie denn eine Cohabitation in der Schweizer Medienlandschaft konkret aussehen könnte. Er bleibt bestenfalls bei allgemeinen, eher ideologischen Positionsbezügen wie "keine Marktverzerrung". Jetzt ist die SRG den Verlegern wieder einmal zuvor gekommen, und der Verlegerverband reagiert beleidigt.

Verleger-Chef Hanspeter Lebrument bezeichnet die Vorschläge der SRG gar als "Provokation" und kritisiert, die SRG hätten diese Vorschläge zuerst mit den Verlegern diskutieren und erst dann publizieren dürfen. Das erstaunt, nachdem die Verleger von der SRG doch mehrmals und laut mehr Transparenz eingefordert hatten. Warum also sollen solche Vorschläge nicht öffentlich diskutiert werden?

Es wäre interessant, über die Vorschläge von Roger de Weck inhaltlich zu diskutieren. Als Idee sind sie allerdings gar nicht neu, De Weck hatte schon lange und öffentlich eine Kooperationsstrategie vertreten. Und die SRG hatte dazu vor gut einem Jahr an einer öffentlichen Anhörung der Eidgenössischen Medienkommission EMEK auch Beispiele vorgestellt. Nur: Der Verlegerverband hatte diesen Ball nie aufgenommen.

Roger De Weck macht Vorschläge, wie im Programm, bei der Verbreitung und im Knowhow/Technologiebereich kooperiert werden könnte. Die privaten Medienhäuser sollen zum Beispiel Teile von SRG-Lizenzen – zum Beispiel bei der Formel 1 – versuchsweise übernehmen oder von der SRG produzierte Videos für ihre eigenen Sendungen verwenden können. Private Angebote sollen auf SRG-Kanälen weitere Fenster erhalten. Von der SRG mit Gebührengeldern entwickelte Technologie soll gemeinsam genutzt werden können. Und bei der Vermarktung von Werbung soll kooperiert werden.

Diese Vorschläge könnten das Verhältnis zwischen der SRG und den Verlagshäusern tatsächlich auf eine neue Ebene stellen. Aber es geht um eine höhere Dimension: Mit dem neuen Vorschlag zeigt De Weck, dass die SRG zur Sicherung ihrer Zukunft umgebaut werden wird – auch in ihrem Selbstverständnis, wie ihre Rolle in der Schweizer Medienlandschaft definiert ist.

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