Aktuell – 04.07.2018

Tamedia-Redaktionen in der Westschweiz streiken

 

Nach einem Ultimatum der französischsprachigen Redaktionen von Tamedia an ihren Verlag bis Dienstag, den 3. Juli mittags, haben sie ihre Drohung wahr gemacht und streiken. Wird sich Tamedia wieder an den Verhandlungstisch setzen?

Sylvain Bolt

Am 27. Juni gab der Zürcher Verlag bekannt, dass er die Vorschläge seiner Mitarbeitenden ablehnt, die die für den 21. Juli geplante Einstellung der Papierversion von «Le Matin» verhindern würden. Konsequenz dieser Entscheidung: 36 Entlassungen, davon 22 in der Redaktion, und vier Pensumskürzungen.

«Empört über die Ankündigung der Schliessung von «Le Matin» Print und die von Tamedia ausgesprochenen Entlassungen noch während des Verfahrens vor der kantonalen Schlichtungs- und Schlichtungsstelle in kollektiven Arbeitsstreitigkeiten (….) haben 88 Prozent der Mitarbeitenden der Redaktionen von Tamedia in der Romandie beschlossen, in den Streik zu treten», kündigten die Gewerkschaften Impressum und Syndicom in einer gemeinsamen Erklärung an.

Streik bis Mittwoch Mitternacht

Der Streik begann am Dienstag, 3. Juli, um 16 Uhr und dauert bis Mittwochabend um Mitternacht, «ungeachtet etwaiger weiterer Massnahmen, die sich als notwendig erweisen können». Die Redaktionen in der Westschweiz fordern zudem, dass sich die Tamedia-Gruppe «ernsthaft, intensiv und lösungsorientiert in einem Prozess engagiert, der die Vielfalt der französischsprachigen Presse sichern soll, und dass Tamedia die seit Juni 2018 ausgesprochenen Entlassungen zurückzieht».

«Unsere Forderungen haben nichts bewirkt», sagte Patricia Alcaraz, Regionalsekretärin bei syndicom, gegenüber Keystone-SDA. Das Vermittlungsverfahren wurde am Dienstagnachmittag beendet. Die jüngsten Entlassungen von Tamedia sind nach Einschätzung von Alcaraz eine Zwangsmassnahme. «Es ist schockierend, dass all unsere lang erarbeiteten und entwickelten Alternativmassnahmen, vom Tisch gewischt wurden», sagt Dominique Diserens, Zentralsekretärin von Impressum.

«Wir kämpfen an der Seite der Redaktion, denn dies ist ein entscheidender Moment. Wenn wir nicht reagieren, wer ist dann nach «Le Matin» der Nächste? «24heure»? «Tribune de Genève»? Mit einer starken Aktion der Redaktionen, die sich mit einer sehr grossen Mehrheit für den Streik ausgesprochen haben, sagen wir Stopp zu dieser Zerstörung», so Diserens weiter: «Wir wollen, dass Tamedia an den Verhandlungstisch zurückkehrt und mit uns Lösungen findet.»

P.S.: Die Tamedia-Mitarbeitenden in der Deutschschweiz unterstützen ihre Westschweizer Kolleginnen und Kollegen mit «uneingeschränkter Solidarität», wie persoenlich.com meldet. Dies ist einer Erklärung der Personalkommissionen von Tamedia Deutschschweiz (Zentralredaktion Tamedia, «Tages-Anzeiger», «Der Bund»/«Berner Zeitung», Zürcher Regionalzeitungen, Tamedia Editorial Services) vom Mittwoch zu entnehmen.

Übersetzung: Bettina Büsser

 

 

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