Aktuell – 19.09.2013

"Zeitung hat mich immer fasziniert"

"Junge Journalisten: Nicht müde für neue Ideen!" – so lautet das Motto der diesjährigen Schweizer Jugendmedientage vom 20. und 21. September in Zürich. Organisiert werden sie vom Verband Junge Journalisten Schweiz. Verbandspräsident Elia Blülle hofft, der Printjournalismus möge lange leben. Ein Portrait.

Print ist todgeweiht, Journalismus ein Auslaufmodell – solche Einschätzungen sind immer wieder zu hören. Erstmals haben sich dieses Jahr in der Bachelorausbildung Journalismus/Organisationskommunikation am Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW in Winterthur massiv weniger Studierende für die Vertiefungsrichtung Journalismus entschieden als für die Vertiefungsrichtung Unternehmenskommunikation. Und: Zeitungsreporter, so ergab unlängst eine US-Studie, ist noch hinter Holzfäller und Soldat der unattraktivste Beruf.

Und dann sitzt da einer, eben 20 geworden, Mittelschüler, und sagt Sätze wie: "Mein Herz schlägt für den Printjournalismus" und "Mein Ziel ist es, im politischen Journalismus zu arbeiten". Er sagt es mit einiger journalistischer Erfahrung im Rücken, er sagt es überzeugt, und er setzt, nicht zuletzt, viel Zeit für diese Ziele ein: als Chefredaktor der Schülerzeitung der Kantonsschule Aarau und als Präsident des Vereins "Junge Journalisten Schweiz".

Elia Blülle heisst er, lebt im aargauischen Gränichen, und auf die Frage, ob ihm und den jungen Journalistinnen und Journalisten all die Negativmeldungen zur Zukunft von Journalismus und Print nicht zu schaffen machen, antwortet er gelassen: "Die gehen uns ziemlich … die gehen an uns vorbei." Journalismus sei nach wie vor ein Traumberuf, ihn selbst lasse dieser Traum seit bald zehn Jahren nicht mehr los. Natürlich hätten die negativen Meldungen ihren Ursprung, aber, so Blülle: "Journalisten neigen dazu, so etwas aufzubauschen und zu negativ zu betrachten."

Blülle hat sehr früh damit begonnen, Zeitung zu lesen: "Zeitung hat mich immer fasziniert, und ich habe mich auch früh extrem stark für Politik interessiert." Mit 15 stieg er beim Jugend-Onlinemagazin Tink.ch ein, hat dort "extrem viel" von der Erfahrung der älteren Kollegen profitiert. Heute arbeitet er neben der Schule hie und da als freier Journalist, ist aber vor allem Chefredaktor der "Neuen Aargauer Kantizeitung Troubadour" (NAKT), die in einer Auflage von 4‘000 Exemplaren viermal jährlich erscheint. Es sei ein "extrem anspruchsvoller Job", sagt Blülle, für den er eine kleine Entschädigung erhalte, wenig, gemessen an der Zeit, die er aufwende. Doch: "Wir können uns durch Werbung selbst finanzieren, das und der Jugendbonus machen es möglich, dass wir uns alles erlauben und viel ausprobieren können."

Seit April dieses Jahres ist Blülle ausserdem Präsident des Vereins "Junge Journalisten Schweiz", der sich aus dem Verein "Junge Medien Schweiz" und der Vernetzungsplattform "Jungejournalisten.ch" zusammengeschlossen hat. "Klassische Verbands-Knochenarbeit" gehöre zu seinen Aufgaben als Präsident, sagt Blülle, ausserdem ist er für den Bereich Internationales zuständig. Im Gespräch wirkt Blülle – er twittert schon mal Sprüche wie "’Hast du Lust für uns PR zu machen?’ – Gegenfrage: ‚Hast du Lust auf den Strich zu gehen?’" – durchaus wie ein  Präsident: engagiert, routiniert, möglichen Bedenken Rechung tragend. "Wir treten ja nicht an und sagen: Wir sind die Jungen und wollen die Branche übernehmen. Der Dialog ist uns ein grosses Anliegen", sagt er etwa, wenn er vom neuen, "für uns sehr spannenden" Mentoringprogramm für junge Journalisten des Vereinspartners Impressum erzählt.

Der Verein "Junge Journalisten Schweiz" deckt laut Blülle ein breites Spektrum ab: "Manche unserer Mitglieder stehen als Praktikanten bereits mit anderthalb Beinen im Beruf, andere wissen noch nicht, ob sie wirklich in den Journalismus gehen wollen." Blülle will. Und zwar im Print: "Es ist mein grösster Wunsch, dass der Printjournalismus noch lange leben möge. Klar, die Zeitungen müssen umdenken, aber das muss jede Branche mit der Digitalisierung. Es gibt Zeitungen wie den "Guardian", die das sehr gut geschafft haben." Doch zuerst gilt es jetzt, die Matur zu absolvieren, danach will er studieren, "Geschichte interessiert mich sehr."

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